1000 Kilometer fahren, ohne ständig nach einer Ladestation suchen zu müssen – und das mit einem Elektroauto? Was in China bereits Alltag ist, wird in Deutschland kaum beachtet. Während deutsche Autobauer zögern, erobern chinesische Hersteller mit Range-Extendern den Markt. Ist das die verpasste Chance der deutschen Automobilindustrie?
Die Elektromobilität nimmt weltweit Fahrt auf, doch eine zentrale Herausforderung bleibt: die Reichweite. Während China mit einer innovativen Lösung – den sogenannten Range-Extendern – neue Maßstäbe setzt, zögern deutsche Autobauer, diese Technologie zu adaptieren. Dabei könnten sie damit nicht nur neue Marktsegmente erschließen, sondern auch auf die Bedürfnisse vieler Kunden eingehen.
Was sind Range-Extender?
Im Gegensatz zu klassischen Plug-in-Hybriden fahren Elektrofahrzeuge mit Range-Extender (EREV – Extended-Range Electric Vehicle) grundsätzlich elektrisch. Erst wenn die Batterie an Kapazitätsgrenzen kommt, springt ein kleiner Benzinmotor an, der nicht die Räder antreibt, sondern mittels eines Generators Strom für den Elektromotor liefert. Das Ergebnis: Reichweiten von über 1.000 Kilometern, kombiniert mit geringen Betriebskosten und einer flexiblen Nutzung.
Chinas Vorreiterrolle
In China erlebt diese Technologie einen regelrechten Boom. 2024 wurden dort fast 1,2 Millionen EREV-Modelle verkauft – mehr als jemals zuvor. Unternehmen wie Li Auto, Aito (eine Tochterfirma von Huawei) oder BYD setzen massiv auf diese Antriebslösung und dominieren den Markt für Premium-SUVs. Die Erfolgszahlen sprechen für sich: Li Auto konnte 2024 rund 493.000 SUVs mit Range-Extender verkaufen und übertraf damit selbst etablierte Premiumhersteller wie BMW, Mercedes und Audi.
Die verpasste Chance der deutschen Autobauer
Trotz des weltweiten Erfolgs bleibt die Technologie in Deutschland bislang weitgehend ungenutzt. Während Volkswagen angekündigt hat, ab 2026 in China in diesen Markt einzusteigen, gibt es bislang keine konkreten Pläne für Europa. BMW und Mercedes setzen weiterhin auf Plug-in-Hybride, die zwar eine elektrische Reichweite von teils mehr als 100 Kilometern bieten, aber dennoch stark vom Verbrennungsmotor abhängig sind.
Dabei könnte sich dieses Zögern als strategischer Fehler erweisen. Experten warnen, dass chinesische Hersteller die Marktlücke in Europa besetzen könnten. Immerhin sind Range-Extender-Modelle in der Gesamtkostenbetrachtung oft günstiger als rein elektrische Fahrzeuge oder moderne Verbrenner.
Hyundai, Mazda und Ford setzen auf EREV
Andere internationale Hersteller haben den Trend längst erkannt. Hyundai, Mazda, Ford und der Opel-Mutterkonzern Stellantis haben angekündigt, verstärkt in diesen Markt einzusteigen. Mazda hat mit dem MX-30 bereits ein Modell mit Range-Extender auf den europäischen Markt gebracht.
Ein Blick auf die Vergangenheit zeigt: Auch deutsche Hersteller haben früher mit der Technologie experimentiert. Der Opel Ampera war einst ein Vorreiter im Bereich Range-Extender, ebenso wie die EREV-Variante des BMW i3. Doch beide Modelle wurden aufgrund mangelnder Nachfrage eingestellt – vielleicht zu früh?
Zukunftsaussichten: Wird sich der Markt in Europa wandeln?
Ob die deutschen Autobauer ihre Strategie anpassen, dürfte auch von politischen Rahmenbedingungen abhängen. Falls Plug-in-Hybride und gegebenenfalls EREV-Modelle erneut gefördert werden, könnte das Interesse der Hersteller an dieser Technologie steigen. Zudem zeigt sich, dass insbesondere im Mittelklasse-SUV-Segment ein hoher Bedarf an Reichweitenverlängerern besteht.
Chinesische Unternehmen wie Li Auto und BYD haben längst begonnen, sich auf den europäischen Markt vorzubereiten. Erst kürzlich hat Li Auto ein Entwicklungszentrum in München eröffnet – ein klares Zeichen dafür, dass die Expansion nach Deutschland nur noch eine Frage der Zeit ist.
Fazit: Werden Range-Extender in Deutschland zum Erfolgsmodell?
Die Entwicklung in China zeigt, dass Range-Extender eine ernstzunehmende Alternative zu rein elektrischen Fahrzeugen und Plug-in-Hybriden sind. Sie kombinieren die Vorteile beider Welten und könnten insbesondere für Vielfahrer und SUV-Kunden eine interessante Lösung darstellen.
Ob deutsche Autobauer diese Chance nutzen oder chinesischen Herstellern das Feld überlassen, wird sich in den kommenden Jahren entscheiden. Klar ist jedoch: Die Technologie ist da – es liegt nun an den Herstellern, sie auch in Europa zur Marktreife zu bringen.
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Veröffentlicht von Blasius Firlus
Blasius Firlus arbeitet als Dein AutoKaufBerater. Mit seiner 20-jährigen Erfahrung im Autohandel ist er genau die richtige Unterstüzung bei Deinem Vorhaben.
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